Reisen bildet, so heißt es immer wieder. Über den Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen wächst man in seiner Persönlichkeit – wer möchte das nicht? Allerdings scheint an der Sache ein Haken zu sein: Offenbar schwächt man mit zunehmender Auslandserfahrung auch seine Moral.
Zumindest ist dies die Schlussfolgerung einer US-Studie mit ca. 2.200 Probanden, die einige Zeit im Ausland gelebt hatten. In acht Experimenten stellten die Forscher fest, dass die Probanden bei Gewinnspielen eher schummelten, nachdem sie ein halbes Jahr in einem anderen Land verbrachten. Sogar das Denken an eine frühere Reise führte dazu, dass die Probanden in einem Würfelspiel deutlich öfter tricksten als Probanden, die sich nur an Ereignisse in der Heimat erinnern sollten. Dieses Verhalten war in allen Gesellschaftsschichten zu beobachten, unabhängig vom Alter der Probanden und vor allem ausgeprägt bei denjenigen, die viel gereist hatten.
Ein Erklärungsversuch der Forscher: Wer viel Auslandserfahrung hat, kennt mehrere unterschiedliche Moralvorstellungen und neigt offenbar dazu, die eigenen Moralstandards zu lockern.
Was sind Ihre Erfahrungen?
Quelle: Psychologie Heute 05 / 2017, basierend auf Jackson Lu u.a.: The dark side of going abroad: How foreign experiences increase immoral behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 112/1, 2017