Mediamixx, die Agentur für Cross-Border-Kommunikation in Kleve, ist das beste Beispiel für ein Unternehmen, das die deutsch-niederländischen Kulturunterschiede lebt. Dies ist in erster Linie das Verdienst von Gründer und Geschäftsführer Frank Wöbbeking. Unter seiner engagierten Leitung hat sich die Agentur in den vergangenen 25 Jahren von einem Einzelunternehmen zu einer blühenden Agentur entwickelt mit zurzeit 14 deutschen und niederländischen Mitarbeitern sowie Kunden auf beiden Seiten der Grenze. Interkulturelle Trainerin und Beraterin Ingeborg Lindhoud im Interview mit Frank Wöbbeking über 25 Jahre mediamixx, deutsch-niederländische Kulturunterschiede und grenzüberschreitende Synergien.

Eine Urlaubsliebe brachte den deutschen Journalisten Ende der 80er Jahre in die Niederlande. Nach einigen Jahren als freiberuflicher Journalist für deutsche Zeitungen aus der Grenzregion, machte er sich 1994 selbstständig. Schon bald durfte er die ersten niederländischen Kunden begrüßen, die mit Franks Fingerspitzengefühl bei der Formulierung von Texten für ein deutsches Zielpublikum sehr zufrieden waren. Damit legte er den Grundstein für seine Spezialisierung auf Kommunikation und Content im deutsch-niederländischem Kontext.

Grenzüberschreitende Kommunikation als Hauptsache

Was macht mediamixx so besonders? Wo für andere Kommunikationsagenturen die grenzüberschreitende PR & Kommunikation höchstens eine Nebensache ist, hat mediamixx daraus das Hauptgeschäft gemacht. Eine gute Entscheidung. „Manche Kunden der Anfangszeit sind uns seit 25 Jahren treu“, erzählt Frank Wöbbeking stolz, „und das ist etwas Besonderes, gerade in dieser Branche.“

Im Laufe der Zeit hat sich natürlich einiges verändert. „1994 spielte Online-Content kaum eine Rolle, aber jetzt schon. Allen voran in den Niederlanden findet das Marketing hauptsächlich online statt, sowohl B2B als auch B2C“, betont Frank. In Deutschland ist das anders. Im Bereich Geschäftskommunikation spielen gedruckte Fachzeitschriften, Broschüren und sonstige Marketingmaterialien immer noch die Hauptrolle. Beim Thema Verbraucherkommunikation ändert sich das gerade und wird immer mehr auf Online-Marketing gesetzt. Dabei ist durchaus ein Unterschied in der Nutzung der Sozialen Medien spürbar. „In den Niederlanden wird Twitter auch im Geschäftsleben viel genutzt, in Deutschland jedoch deutlich weniger“, so seine Erfahrung.

Auf einen Kaffee vorbei

Solche kulturellen Unterschiede spielen auch in der grenzüberschreitenden Beratung eine Rolle. Die meisten Kunden sind dafür offen – logisch, sonst würde man sich nicht an eine so hochspezialisierte Agentur wenden. Allerdings braucht es manchmal ein wenig Überzeugungskraft. „Niederländer können schon mal sturköpfig sein“, schmunzelt Frank. Seine deutschen Landsleute sind übrigens manchmal ebenso schwer von einem geplanten Vorhaben abzubringen. Das Konkrete, das ist seiner Meinung nach schon typisch Deutsch. Hingegen mögen Niederländer es, zuerst ihre Chancen auszuloten: „Ich habe eine Idee, können wir mal darüber sprechen?“ Dann kommen sie auf einen Kaffee vorbei und besprechen ihre Idee. Wenn daraus etwas wird, umso besser. Wird daraus nichts, dann hat man es auf jeden Fall versucht.“

Neu gewonnene Erkenntnisse gegenüber strukturierter Planung

Dies sind nicht die einzigen Beispiele für Kulturunterschiede zwischen den beiden Nachbarländern. In den letzten 25 Jahren hat Frank Wöbbeking so einiges an Erfahrungen gesammelt. Die Antwort auf die Frage, was ihn in der Zusammenarbeit mit niederländischen Kunden anspricht, lässt dann auch nicht lange auf sich warten. „Die Offenheit, das selbstständige Arbeiten, die Tatsache, dass jeder seine Meinung vertreten kann und vor allem „das Gesetz der neu gewonnenen Erkenntnisse“. Dieses spezielle Gesetz – das in keinem Gesetzbuch vorhanden ist – bedeutet, dass Entscheidungen nachjustiert werden, sobald sich herausstellt, dass sie überholt sind. Eine gute Sache ­– bis zu einem gewissen Grad natürlich,“ fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Und dabei sind wir dann gleich bei den „Optimierungspunkten“, die er auf niederländischer Seite sieht. „Denn das bekannte „wir fangen an und schauen halt, wo das Schiff strandet“, ist manchmal einfach wenig durchdacht und führt zu chaotischen Zuständen.“ Was bei Frank, wie bei den meisten Deutschen, nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt. Bei seinen Landsleuten schätzt er dann auch die strukturierte Herangehensweise, die Zuverlässigkeit, die professionelle Distanz und das langfristige Denken. Das heißt, so lange es nicht auf ein stures Beharren auf der festgelegten Planung hinausläuft. Einen Tipp für Deutsche hat er auch noch: „Lasst Mitarbeiter häufiger selbstständig arbeiten und nicht für alles eine Rückversicherung beim Vorgesetzten einholen. Das ist wirklich nicht immer notwendig.“

Zwei Kulturen, die sich perfekt ergänzen

Ein Führungsstil, den er in seinem Team täglich anwendet. Die meisten seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind ohnehin zweisprachig und bi-kulturell geschult, sei es durch Studium – der Master Deutschland-Niederlande Studien lässt grüßen –, sei es durch Lebenserfahrung. Die Unterschiede in der Zusammenarbeit mit seinen Kunden bemerkt Frank auch in seinem eigenen Team. Während seine niederländischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bereits die Ärmel hochgekrempelt haben, beschäftigen sich die deutschen noch mit der Planung und dem Feinjustieren. Zum Glück wissen alle genau, wie der andere tickt, so dass keine Misstöne entstehen. Darauf achtet Frank sehr stark. „Alle sind füreinander offen und ergänzen sich. Das macht die Zusammenarbeit auch so perfekt.“

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